In Zeiten der DDR zwischen 1949 und 1990 entwickelte sich eine eigene Musikkultur, die sich jedoch an die Gesetze der diktatorischen Partei- und Regierungsführung halten musste. So war die Freiheit der Kunst aufgrund der Vorgaben von Staat und SED stark eingeschränkt! Trotzdem – oder vielleicht gerade aus diesem Grund – versuchten die Musiker die Grenzen auszutesten, um die Meinungsfreiheit zu bewahren. Dabei kam es besonders bei
häufig zu Konflikten mit dem Staat. Am wenigsten hatte dabei die Schlagermusik zu befürchten, da die seichten Texte kaum die Aufmerksamkeit der SED auf sich zogen.
Die Konsumierung von Musik, verlief zu damaliger Zeit, für die heutige Jugend unvorstellbar. So wurde die Musik mittels Schallplatte an den Zuhörer gebracht. Heute dienen Schallplatten nur noch als Sammlerstücke, damals waren die schwarzen Scheiben jedoch State-of-the-Art. Die Medienträger welche zur Datenübermittlung dienen, entwickeln sich stetig weiter. 2019 werden Songs kaum noch auf Speichermedien gespielt, sondern direkt online vertrieben. Die Jugend von heute schwört auf Musikstreaming. Viele verschiedene Streaminganbieter haben das Potenzial erkannt und versuchen ein Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Trotz der massiven Veränderung wie wir Musik hören, speichern und lieben lässt sich mit Gewissheit sagen: Der Klang einer alten Schallplatte aus der DDR Zeit, abgespielt auf einem Plattenspieler, ist einfach unschlagbar.
In den 70er und 80er Jahren hatte die Rock, Pop- und Beatmusik ihren großen Auftritt! Dabei wurde etwas ganz eigenes kreiert und galt als Gütesiegel für hippe Leute. Bekannte Musikgruppen der DDR waren
Walter Ulbricht, der erste Staatsratsvorsitzende der DDR, verteufelte diese Musikkultur jedoch aufs äußerste. In seinen Augen galt die Beat-Musik als Waffe des kapitalistischen Feindes. Weiters war er der Ansicht, dass mit Hilfe dieser Musik die amerikanische Lebensweise verbreitet wird. Aus diesem Grund wurde die Beat-Bewegung mit staatlicher Anordnung und Unterstützung der Polizei eingedämmt.
Rockmusiker hatten es in der Ulbricht-Ära generell nicht leicht. So kam es sogar tatsächlich zu Überlegungen, Rockmusiker und ihre Anhänger in Arbeitslager zu stecken. Als in Leipzig beinahe alle dort verzeichneten Musikgruppen verboten und die geplanten Beat-Konzerte abgesagt wurden, löste dies eine große Empörungswelle unter den Jugendlichen aus. Um sich ihren Unmut Luft zu machen, gingen die Musikfans auf die Straße. Diese “Beatdemo” ging als erste nicht genehmigte Kundgebung in die Geschichte der DDR ein. Im Endeffekt wurde die Demonstration von der Volkspolizei und den Kräften der Staatssicherheit gewaltsam beendet. Dabei wurden ca. 300 Menschen verhaftet.
Die strengen Richtlinien wurden erst gelockert, als Erich Honecker im Jahr 1971 als Nachfolger von Ulbricht sein Amt antrat. Junge und aufstrebende Bands wurden zwar streng im Auge behalten, aber immerhin auch gefördert.
Mit der Zeit durften Musiker ihre Songtexte freier gestalten und auch kritisch die Stimme erheben. Dies wurde zwar nicht unbedingt für gut geheißen, aber dennoch zumindest geduldet. Allerdings wurden Konzerte von nebenberuflichen Musikern noch immer ausschließlich mit einer staatlichen Genehmigung erlaubt. Hierbei hatten es hauptberufliche Musiker mit einer abgeschlossenen Ausbildung einfacher. Mit einem Diplom war es ihnen erlaubt, öffentlich aufzutreten. So wurde die Musikkultur der DDR mit der Zeit immer selbstbewusster! Dabei wurden einige Musiktitel sogar im Westen Deutschlands populär, wie z.B. das bekannte Lied “Über sieben Brücken musst du gehn” von Karat.
Im Jahr 1972 erschien die Platte “Das Gewitter” von Uve Schikora und seiner Rockgruppe. Diese LP gilt als erstes Rock-Album der DDR. Die neu interpretierte Musikkultur wurde gefeiert, dadurch entstanden viele weitere Rockbands. Fielen die Texte allzu rebellisch aus wurden diese zwar zensiert – aber es war bei weitem nicht mehr so streng wie zu Ulbrichts Zeiten. Nichtsdestotrotz mussten die Texte weiterhin erstmals genehmigt werden.
Auch die Schlagermusik unterlag der Zensur – jedoch hatte diese Variante der Musikkultur nur wenig zu befürchten! Dabei blieben einige Schlagersänger über Jahre hinweg richtig populär. Zu den bekanntesten Schlagerstars zählten
Schlagersänger hatten regelmäßig Auftritte in Schlagersendungen, wie zum Beispiel auf Radio DDR 1 die Schlagerrevue oder im DDR-Fernsehen das Schlagerstudio. Bei der Show “Herzklopfen kostenlos” wurden Schlager-Talente gefunden. Hier fanden unter anderem Nina Hagen, Monika Herz, Winfried Krause und Tanja Berg den Weg zum Erfolg. Ein weiteres Highlight unter den Schlagerfans waren die Schlagerwettbewerbe, wie das Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock oder das Internationale Schlagerfestival Dresden.
Viele Lieder der DDR ließen sich nicht in eine Schublade stecken, die Künstler waren oft musikalische Grenzgänger. So kam es häufig vor, dass ein Schlagerlied in das Genre Stimmungshits fiel. Andererseits gelang es einigen Schlagersängern, mit einem progressiven Song für Furore zu sorgen. Das heißt, es waren hier keine strikten Festlegungen des Stils gegeben. Weiters wurde die Zensur immer lockerer, je stabiler die politische Situation in der DDR zu sein schien.
Das Chanson genoss in der Musikkultur der DDR besonders hohes Ansehen. Dieses war meist mit einem politischen Statement versehen. Dabei brachten vor allem Schauspieler zahlreiche Schallplatten heraus. Besonders bekannt war die Schauspielerin Gisela May. Sie tourte mit ihren Interpretationen von Brecht durch die Welt. Hier war nicht nur das Chanson im Vordergrund, sondern auch die sogenannte ernste Musik. So wurden auch Lieder für die breite Masse geschaffen. Mit den Jahren geschah eine deutliche Loslösung vom Staat. Denn auf Dauer ist es nicht möglich einem Künstler vorzuschreiben, wie er sich ausdrücken darf.